Mit den soundcore AeroFit Pro betritt nun auch die Anker Audio-Tochtermarke die Spielwiese der Open Ear Kopfhörer. Lange waren wir nur von Over Ear Kopfhörern und dem bestmöglichen Noise Cancelling geprägt, bevor die Hersteller hervorragenden Sound und ANC tatsächlich auch in In Ear Kopfhörern gut umsetzen konnten. Doch aktuell öffnet sich ein neue Markt für die Hersteller.
Denn viele Nutzer wollen mit Kopfhörern Musik hören oder telefonieren ohne eben den Kontakt zur Umgebung völlig zu verlieren. Im Büro oder Home Office via Kopfhörer telefonieren, nach dem Gespräch nahtlos wieder auf Musikwiedergabe wechseln und trotzdem das Gespräch mit Kollegen oder Familie führen können, genau das erlauben diese Kopfhörer.
Neben dem Gefühl des „abgekapselt“ sein, ist es für viele auch der Tragekomfort, der eine „tragende“ Rolle spielt. Bei einigen sitzen In Ear Kopfhörer nicht richtig, andere mögen den andauernden Druck im Ohr nicht.
Kein Zweifel, der Markt ist da. Das habe ich in den letzten Wochen auch in meinem persönlichen Umfeld immer öfter erlebt. Und da möchte natürlich auch soundcore sein Portfolio entsprechend bereichern. In den USA hat man dies schon Ende des vergangenen Jahres gemacht. Mit dem MWC 2024 gibt es jetzt auch den Europastart der soundcore AeroFit Pro.
Inhalt soundcore AeroFit Pro Test
Technische Daten & Lieferumfang
Technische Daten | soundcore AeroFit Pro |
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Größe | je Kopfhörer: 56.59 X 34.6 X 18.93mm Ladeschale: 79.56 X 65.27 X 24.24mm |
Gewicht | je Kopfhörer: 12.23g Ladeschale: 64.28g Gesamt: 88.74g |
Audiotreiber | 16.2 mm dynamischer Treiber |
Akku/Akkulaufzeit/Laden | 105mAh (je Kopfhörer) 750mAh (Ladeschale) Bis zu 14 Stunden / 46 Stunden mit Ladeschale Schnellladen: 10 Minuten = 5.5 Stunden |
Verbindung | Bluetooth 5.3 Multi-Point-Verbindung |
Audio Codec | AAC, SBC, LDAC Spatial Audio |
IP-Zertifizierung | IPX5 |
Im Lieferumfang enthalten:
- Kopfhörer
- Ladeschale
- Nackenband
- USB-A auf USB-C Kabel
- Papierkram
Design & Tragekomfort
Wenn man von In Ear Kopfhörern die inzwischen immer kompakteren Ladeschalen gewohnt ist, wirkt die AeroFit Pro Ladeschale schon „mächtig“ groß. Und auch die Kopfhörer selber wirken nicht so filigran, sondern eher nach solidem technischen Equipment.
Neben dem Ohrhörer, der nicht mit Knochenschall arbeitet, sondern bei denen der Auditreiber direkt vor der Ohröffnung sitzt, ist der Akku in einem Bügel untergebracht, den man über, bzw. um das Ohr herum legt. So sorgt man einerseits für einen festen Sitz mit dem Bügel, andererseits bringt man dort auch den sehr großzügig dimensionierten Akku unter.
Der Vorteil – wie in der Einleitung schon angesprochen – es drückt nichts im Ohr. Und auch der Bügel selber drückt nicht unangenehm. Mit gut 12 Gramm je Kopfhörer fallen die Aero Fit Pro schon deutlich „schwerer“ aus, als die HUAWEI FreeClip (5.6 g), die ich bisher als Open Ear Kopfhörer nutzte. Aber ohne diesen Unterschied zu kennen, nimmt man die 12 Gramm bereits nach kurzer Zeit nicht mehr wirklich wahr. Die Aero Fit Pro lassen sich bequem auch über mehrere Stunden tragen ohne das es unangenehm wird.
Wobei dies nicht für alle zutrifft. Für Brillenträger ergibt sich natürlich aufgrund des Konzept – auch je nach Brillenbügel – hier eine gewisse Einschränkung.
Wer Halt und Stabilität nochmal erhöhen möchte, kann zusätzlich das Nackenband anbringen. Dieses wird an den beiden Bügeln der Ohrhörer angesteckt und kann dann individuell in der Größe verstellt und an den eigenen Tragekomfort angepasst werden. Das Material des Nackenbandes ist relativ steif, so dass der Halt wirklich deutlich spürbar verstärkt ist. Gerade für sportliche Aktivitäten kann man so den sicheren Sitz nochmal verbessern. Wobei die Aero Fit Pro bei mir auch ohne den Nackenbügel immer einen guten Sitz hatten.
Einrichtung & Bedienung
Die Verbindung erfolgt via Bluetooth, bzw. die soundcore App und ist im Grundsatz in wenigen Sekunden erledigt.
Die „Feinjustierungen“ lassen sich dann in der soundcore App vornehmen, bzw. – je nach verbundenem Gerät – größtenteils auch direkt über die Bluetooth-Verbindungseinstellungen.
Die Bluetooth-Verbindung war bei mir größtenteils sehr stabil und auch über 2 Etagen im Haus oder 15m vom verbundenen Smartphone entfernt noch unterbrechungsfrei vorhanden. Hier ist im Einzelfall natürlich auch die verbundene Quelle ein Faktor.
Leider wird der genaue Ladezustand der Kopfhörer und des Ladecases weiterhin nur grob (25%-Schritte) dargestellt und nicht genauer.
Für den besten Sound lässt sich hier LADC auswählen. Allerdings müsst ihr in diesem Fall auf die Duale Verbindung verzichten. Bluetooth-Multipoint-Verbindungen – also 2 gleichzeitig verbundene Geräte – und LDAC sind nicht kombinierbar. Hier müsst ihr euch für eine der beiden Optionen entscheiden. Solltet ihr jedoch nur ein Gerät verbinden, dann empfiehlt sich definitiv die Wahl von LADC.
Die Soundeinstellungen lassen sich natürlich ebenfalls nochmal feinjustieren. Neben den 4 vordefinierten soundcore Modi – Signature, Podcast, Treble Booster und Tonverstärker – kann man natürlich über den Eualizer seine ganz eigenen Vorlieben einstellen. Diese lassen sich in mehreren Profilen abspeichern.
Und natürlich verfügen die soundcore AeroFit Pro auch über eine Gestensteuerung. Wobei Gesten hier nicht ganz zutrifft. Denn an beiden Kopfhörern befindet sich jeweils ein kleiner Druckknopf über den die Einstellungen vorgenommen werden. Gerade wenn man die Kopfhörer beim Sport verwendet ist dies ein Vorteil, da man mit „sensiblen“ Wischgesten beim Joggen oder Radfahren eher schlecht zurecht kommt. Der Druckknopf sorgt hingegen für eine einfache und sichere Bedienung.
Ein Kritikpunkt bleibt aber leider doch. Die soundcore AeroFit Pro verfügen nicht über eine Trageerkennung. Wenn ihr sie während der Musikwiedergabe ablegt, dann läuft die Wiedergabe weiter und wird nicht gestoppt. Ihr könnt zwar für die automatische Abschaltung eine Zeit festlegen. Diese bringt euch aber nur bedingt etwas, wenn die Musikwiedergabe weiterläuft (Klassiker: Spotify). Denn erst wenn keine Audioausgabe mehr erfolgt, greift diese automatische Abschaltung.
Sound
Musik
Die große Stärke der Aero Fit Pro ist sicher der Sound; und hier vor allem der Bass. Denn aufgrund der Trageweise des Open Ear Designs, liegt hier naturgemäß oft die Schwäche von solchen Kopfhörern. Aber der 16.2mm „oversized“ – wie soundcore selber sagt – Treiber, sorgt dafür, dass auch Bässe ordentlich wiedergegeben werden. Damit erhält man das volle und klare Klangspektrum. Hierfür sorgt auch LADC, wobei man bei Aktivierung der höheren Übertragungsrate für bessere Qualität – wie oben schon erwähnt – dann die Multi-Point-Verbindung einbüßt.
Und wie schon bei den letzten In Ear Modellen – Liberty 4 oder Liberty 4 NC – ist auch wieder Spatial Audio mit an Bord. Dies ermöglicht die Wiedergabe von virtuellem Surround Sound. Hier könnt ihr auch einen Bewegungsmodus auswählen, bei dem dann der Sound räumlich in Relation zur Audioquelle ausgegeben wird.
Während des Testzeitraumes habe ich mich recht schnell für den soundcore Signature (Standard) Modus entschieden. Für mein Hörempfinden werden damit verschiedene Musikrichtungen insgesamt am ausgeglichensten und dynamischsten wiedergegeben.
Nochmal ganz klar als Hinweis, der Sound ist natürlich nicht mit Over Ears oder guten In Ears vergleichbar. Aber was die Aero Fit Pro hier mit dem dynamischen 16.2 mm Treiber abliefern hat mich schon erstaunt. Das Mitten und Höhen klar wiedergegeben werden, das konnte ich schon von Open Ears. Aber gerade die Tiefen und der Bass sind doch erstaunlich. Egal ob bei bei den den ersten poppigen Beats von Ed Sheeran’s Shivers oder auch bei Ramin Djawdi’s Titelmusik von Game of Thrones wird man direkt mitgenommen. Genauso wie bei beim gefühlvollen Gesang bei Yello von Coldplay.
Für die volle Dynamik sollte man dabei allerdings die Lautstärke schon weiter aufdrehen. Das geht allerdings problemlos bis „zum Anschlag“ ohne das es der Sound irgendwann scheppert.
Bei Lautstärken bei denen die Kommunikation mit der Umwelt gewährleistet ist, wirkt der Sound angenehm wie klassische „Hintergrundmusik“ aus einem Lautsprecher im Raum. Für die angedachte Nutzung zum Beispiel am Arbeitsplatz sehr gut.
Beim Sport kann das dann störend sein, wenn man viele Umgebungsgeräusche hat. Gerade wenn ich hier an (Stadt-)Verkehr denke. Denn dieser dringt natürlich voll ans Ohr durch. Hier kann man dann nur mit Lautstärke reagieren, was dann jedoch wieder die Umgebungswahrnehmung trübt. Hier müsst ihr also klar euren Use Case abwägen.
Telefonie
Bei einem Use Case am Arbeitsplatz, bei dem man die soundcore AeroFit Pro neben dem Musikgenuss auch zum Telefonieren nutzen möchte, ist natürlich auch die Sprachqualität bei der Telefonie ein wichtiges Kriterium.
Die Tonqualität war bei all meinen Teleonaten wirklich kristallklar. Keinerlei Kratzen, Rauschen oder sonstige unangenehme Störgeräusche. Egal ob WLAN-Telefonie oder auch VoLTE. Auch hier können die soundcore AeroFit Pro definitiv punkten.
Akku
Zweite große Stärke der soundcore AeroFit Pro ist der Akku.
Bis zu 14 Stunden ununterbrochene Nutzung verspricht soundcore. Läd man zwischenzeitlich über die Ladeschale, dann kommt man insgesamt bis zu 46 Stunden ohne Steckdose aus. Das ist schon verdammt üppig. Während meines Testzeitraumes habe ich es nie – im Alltagstest – geschafft die soundcore AeroFit Pro wirklich komplett leer zu bekommen. Es ergibt sich im normalen Alltag dafür einfach kein Szenario, bei dem ich ununterbrochen 14 Stunden Kopfhörer trage. Und sobald die Kopfhörer in der Ladeschale liegen, erhalten sie darüber neue Power. Nach einer Woche täglicher Alltagsnutzung war die Ladeschale immer noch nicht leer.
Rechne ich hier Nutzungsdauer und ungefähren Verbrauch (beim Google Pixel wird der wenigstens in 10% Schritten dargestellt) hoch, dann komme ich bei mir auf 12,5 Stunden Wiedergabedauer.
Sorry, wenn ich hier jetzt mit Laborexperimenten nicht die tatsächlichen Angaben von soundcore validieren kann. Aber ich denke die Alltagserfahrungen dürften da für die Praxis wertvoller sein. Zumal sie deutlich machen, dass soundcore hier mit seinen offiziellen Angaben wohl nicht übertrieben hat.
Preis & Verfügbarkeit
Die soundcore AeroFit Pro sind ab 11. März 2024 in den vier Farben Dynamic Black, Frost White, Aqua Blue und Electric Purple auf der soundcore-Webseite, Amazon und bei Media Markt für 169,99 Euro (UVP) erhältlich. Zum Vorbestellerstart gibt es ab sofort bis zum 11. März 2024 eine Anker Powerbank 533 als Launch-Bonus obendrauf.
Fazit soundcore AeroFit Pro Test
Nachdem ich vor 3 Monaten hinsichtlich des ganzen Open Ear Konzepts doch persönlich sehr skeptisch war, hat sich meine Meinung inzwischen deutlich geändert. Das liegt zum einen an den persönlichen Erfahrungen aus den Tests und zum anderen an meinem Umfeld. Ich war überrascht wie viele aus meinem Bekannten- und Kollegenkreis an genau diesem Konzept interessiert waren. Ob es an den seit Corona gestiegenen Möglichkeiten von Home Office liegt oder daran, dass doch viele Menschen das Gefühl von In Ears nicht mögen, kann ich nicht sagen. Aber das Open Ear Konzept hat definitiv einen Markt.
Und in diesem platzieren sich die soundcore AeroFit Pro mit den Stärken Sound, Tragekomfort und Akkulaufzeit!
Dazu kommt, dass sie sich preislich unterhalb der bisherigen namhaften Mitbewerber – meist ca. 199 Euro – ansiedeln. Das dürfte ebenfalls für Attraktivität bei potentiellen Interessenten steigern.
Guter Tragekomfort trifft guten Sound
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8.6/10
Hallo
guter Test mit vielen Details.
Mich würde aber noch interessieren, ob man auch nur 1 Seite zum Hören verwenden kann, während der andere Kopfhörer auflädt.
Zudem mache ich mir etwas Sorgen, ob die Lautstärke für das Hören von Hörbüchern ausreichend ist.
Im Gegensatz zu Musik, muss man bei Hörbüchern ja jedes Wort verstehen, trotz Umgebungsgeräuschen im Straßenverkehr.
LG Roland
Hallo Roland,
Du kannst auch lediglich einen Kopfhörer nutzen und den anderen im Case lassen.
Die Lautstärke sollte definitiv auch für ein Hörbuch ausreichend sein!
VG
Marco