Statement des Bundesverbandes Steckersolar e.V. (BVSS) zur internationalen technischen Norm IEC 60364 7 751

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Einleitung

Heute gibt es leider keine bunten Bilder von neuen, innovativen Produkten aus dem Bereich Balkonsolar oder Speicher. Und auch sonst möchte ich auf Bilder verzichten.
Jeder, der sich mit dem Thema befasst, hat sicherlich schon von irgendwelchen Normen, dem VDE oder vielleicht auch dem IEC gehört.
Dort befassen sich Menschen, die richtig Ahnung von der Materie haben, damit, wie man Elektrotechnik sicher für alle Anwender machen kann. Produktnormen helfen z.b. dabei, dass Geräte vereinheitlicht zertifiziert werden und bestimmten Vorgaben entsprechen sollen.
Dies soll der Sicherheit für den Benutzer dienen. Außerdem lässt sich damit Bürokratie abbauen.

Norm ist nicht gleich Gesetz

Ganz wichtig zu verstehen dabei ist: Eine Norm, wie sie z.b. für steckerfertige Solargeräte (Balkonkraftwerk, Balkonsolar, BKW) kommen wird, ist KEIN Gesetz. Es ist erstmal nur eine Art Empfehlung, wie man etwas machen kann. Bis dahin ist auch alles gut.
Kauft man sich ein BKW, das nicht dieser Norm entspricht (nachdem sie irgendwann mal gültig ist) und es kommt zu größerem Schaden, der vor Gericht geht, ziehen die Richter die VDE-Norm als Vorgabe heran. Dann, so sagt man, bekommt diese Norm einen „Gesetzescharakter“.
In den aller meisten Fällen wird nach der Norm entschieden. Das ist auch einer der Gründe, weswegen es oftmals sehr lange dauert, bis eine Norm final veröffentlicht ist.
Ein Kauf eines nicht normgerechten Steckersolar Gerätes ist deshalb nicht verboten. Die Gründe, die dagegensprechen, liegen aber auf der Hand.

Die Basics

Mit der Marke Anker Solix ist Anker nicht nur Mitunterzeichner eines aktuellen Statements des BVSS, sondern sogar Mitglied im Verein.
Allen Mitgliedern des BVSS ist daran gelegen, jedem Haushalt einen möglichst einfachen und gleichzeitig auch sicheren Zugang zu Balkonsolar und passenden Kleinspeichersystemen zu ermöglichen.
Dabei legt man großen Wert auf sowohl möglichst geringen bürokratischen als auch geringen technischen Aufwand. Hierbei sollen aber keinerlei Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden.
Dabei unterstützt man den sog. Schuko-Stecker (Schutzkontaktstecker) als zulässige Steckverbindung für die Installation.
Eine separate Einspeiseleitung mit eigener Absicherung (Endstromkreis) soll dabei nicht verpflichtend vorgeschrieben werden. Auch die Installation durch einen Fachbetrieb soll nicht zwingend erforderlich sein. Dies würde dazu führen, dass Kosten und allgemeine Hürden, gerade für Mieter, nicht mehr rentabel oder zu überwinden wären.
Damit würde man die private Energiewende massiv ausbremsen, einkommensschwache Haushalte ausschließen und am Ende auch allen Herstellern von steckerfertigen Solargeräten, egal ob mit oder ohne Speicher, einen Großteil, wenn nicht sogar den ganzen Absatzmarkt nehmen.

Das Statement

Im folgenden das Original-Statement des Bundesverbands Steckersolar e.V. (BVSS) zur internationalen technischen Norm IEC 60364 7 751 als Zitat:

„Keine neue Bürokratie für Balkonkraftwerke  

In deutschen Haushalten sind aktuell bereits 1 Million Balkonkraftwerke offiziell installiert, und die Anzahl wächst beständig. Allein im ersten Halbjahr 2025 kamen über 200.000 Geräte dazu. Dieser Erfolg beruht darauf, dass die Systeme so unkompliziert sind: preisgünstig, genehmigungsfrei, risikoarm und mit einem einfachen Haushalts-Stecker anschließbar.

Die Internationale Elektrotechnische Kommission (IEC) hat nun einen Entwurf für eine internationale technische Norm (IEC 60364‑7‑751) vorgelegt, der diesen Erfolg grundlos gefährdet. Der Entwurf fordert stattdessen eine teure und aufwändige Installation der Systeme mittels eigener, separater Zuleitung und verbietet herkömmliche Stecker-Verbindungen wie etwa auf Schutzkontakt-Basis. Er steht damit im Gegensatz zum Ziel der deutschen Gesetzgebung, die 2024 energie- und mietrechtliche Hindernisse für Balkonkraftwerke aus dem Weg geräumt hat.

Balkonkraftwerke und integrierte Speicherlösungen schaffen breite Teilhabe an der Energiewende und ermöglichen Haushalten aller Einkommensklassen einen niedrigschwelligen Zugang zu erneuerbarer Energieerzeugung. Zudem tragen ergänzende Speichersysteme dazu bei, Stromüberschüsse zu reduzieren und die Stabilität lokaler Stromnetze abzusichern.

Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE im VDE) sich als deutsche Normungsorganisation in der IEC konsequent für eine verbraucherfreundliche Lösung und die Zulassung von üblichen Steckverbindungen eingesetzt hat.

IEC-Normen haben keine unmittelbare Gültigkeit für den deutschen Markt, finden jedoch über Harmonisierung Einzug in deutsche Normen des VDE (insbesondere DIN VDE 0100-751). Bei der Überarbeitung der nationalen Normen durch die DKE sollte das erfolgreiche Modell der Plug‑and‑Play‑Lösungen für Balkon PV und Speicher uneingeschränkt erhalten bleiben. Da die VDE 0126-95 zukünftig die Einspeisung über Schutzkontakt-Steckverbindungen für Steckersolargeräte erlauben und regeln wird, unterstützen wir die Zulassung dieser Anschlussart auch für steckerfertige Speichersysteme mit einer Leistung bis zu 800W (VA).

Im Rahmen der aktuellen DKE/VDE‑Normenrevision unterstützen wir:

  • Die Zulassung von an das Stromnetz angeschlossenen PV- oder PV+Speicher‑Systemen mit einer Wechselstromleistung von bis zu 800 W (VA) zum Anschluss an Verbraucherstromkreise (final circuit), unter der Voraussetzung von Sicherheit und Netzverträglichkeit,
  • die Erlaubnis zur Installation von PV- und PV+Speichersystemen bis 800 W (VA) durch Nutzer selbst – unter Beibehaltung der Verwendung von Schutzkontakt- Steckverbindungen unter sicheren Bedingungen (etwa nach VDE 0126-95) – und
  • die Gestaltung einer eigenen Produktnorm für steckerfertige Speichersysteme.

Als Branchenunternehmen und Fachorganisationen verpflichten wir uns:

  • zu einem konstruktiven Dialog mit den VDE/DKE‑Normungsarbeitsgruppen, insbesondere zur Sicherheitsvalidierung und Feldtestung,
  • zur Mitwirkung bei Sicherheitsaufklärung und Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung erneuerbarer Energien,
  • zur Zusammenarbeit mit Zertifizierungs- und Prüfstellen zur stetigen Verbesserung von Produktsicherheit und Markttransparenz und
  • zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, zur Unterstützung wissenschaftlich fundierter Regulierung und zum Aufbau gesunder Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien.

Wir sind überzeugt: Die Energiewende in Deutschland muss nicht nur effizient und sicher, sondern auch gerecht und für alle zugänglich sein. Es ist eine gemeinschaftliche Aufgabe der Normungsorganisationen sowie der Marktteilnehmer, dies zu gewährleisten.“

Eigene Meinung

Das Thema ist schwer, trocken und vielschichtig. Ich finde es sehr gut, dass Anker Solix klare Stellung bezieht. Man kämpft einerseits gegen zu hohe Hürden, meiner Meinung nach teilweise übertriebene Sicherheitsbedenken und das Einschränken der privaten Energiewende.
Andererseits verpflichtet man sich, auf Vereinsbasis, alles zu tun, um einen sicheren Betrieb der Anlagen zu gewährleisten. Man geht nicht nur konsequent auf den Gesetzgeber, den VDE oder auch die Bundesnetzagentur ein. Man geht auch gezielt auf Bedenken und sicherheitsrelevante Hinweise der Nutzer ein.
Man lernt aus eigenen Fehlern und verbessert sich kontinuierlich. Das verdient Anerkennung und nicht Überregulierung. Es wäre wichtig, einen Konsens zu finden, mit dem Hersteller, Benutzer und Sicherheitsorgane gleichermaßen gut schlafen können, ohne das jemand ausgeschlossen wird.

Community

Selten gab es eine Community, die so groß und vielseitig war. Hier treffen Benutzer und Hersteller zusammen und stehen auf der gleichen Seite. Natürlich hat auch jeder seine eigenen Interessen dabei. Aber trotzdem können wir alle zusammen etwas tun.
Anker Solix leistet einen wichtigen Anteil mit der Arbeit im BVSS. Und wir können auch etwas tun:
Haltet die Augen offen nach wichtigen Petitionen. Nutzt Euer Mitspracherecht bei der Erstellung von betreffenden VDE-Normen. Diskutiert in Foren und Gruppen über das Thema.
Und denkt vielleicht auch immer mal daran: Die Entscheidungen, die heute getroffen werden, bestimmen die Zukunft, die wir unseren Kindern hinterlassen werden.

6 Gedanken zu „Statement des Bundesverbandes Steckersolar e.V. (BVSS) zur internationalen technischen Norm IEC 60364 7 751“

    • @for-mueller 

      Problem daran ist, selbst unter Nutzern gibt es immer noch die Vertreter, die der Meinung sind, trotz digitalem Stromzähler, alles ins Netz jagen zu müssen, was die Sonne hergibt.
      Und bei einigen wenigen ist auch kein vernünftiges Gespräch möglich.

      Liebe Grüße David! 🙂 

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